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ILLO – „Wer wenn nicht ich?“

Wer wenn nicht ich? Ich hätt darauf eine schnelle präzise aber auch mindestens so subjektive Antwort! JEDER…!!  Denn sein seit langem (ca. 6 Jahre) erwartetes Debütalbum ist leider, wenn man die jahrelang angestaute Erwartungshaltung mitberechnet, wohl eher nicht der Burner wie man ihn erwartet hat. nicht nur das alles nach kitschigem Einheitsmatsch klingt, Nein, ausserdem ist dieses Album wohl eher ein „Wie mache ich es den Hörern recht“ Werk geworden(…)! Leider wohl eher so um damit den Mainstream zu stürmen. Doch über Geschmäcker lässt sich ja streiten, allerdings wird dies wohl 100% über die Zukunft von ILLO entscheiden, Top oder Flopp, die mir bekannten Plattenkritiken bestätigen allerdings meine persönliche Meinung, das wohl eher Zweiteres der Fall sein wird…

… Sein lange erwartetes Debütalbum avanciert für Illo zwangsläufig zur Meisterprüfung. Sechs Jahre ist es her, dass ihn die Juice zum Newcomer des Jahres kürte. Sechs Jahre, in denen der Hamburger wenig mehr zustande brachte als ein passables Mixtape und eine Handvoll Features, wenn mit „K2“ auch ein echter Klassiker darunter ist. Bei „Wer Wenn Nicht Ich“ fällt der Richthammer: Gelingt es Samy, Illo neben Snaga & Pillath als drittes Zugpferd seines Labels zu etablieren oder verdient sich der Halbfranzose das bittere Prädikat „ewiges Talent“?

Um dies zu verhindern fährt der Rapper harte Geschütze auf.

Acht Produzenten teilen sich die Aufgabe, Illo the Shit eine würdige Grundlage zu bereiten, wobei die bekanntesten ihr Genie nur bei einem kurzen Gastspiel unter Beweis stellen – phreQuinzy sorgt mit dem synthetisch-stampfenden „Besser Nicht“ für einen echten Höhepunkt, Monroe steuert ein eher lustloses Intro bei. Der Rest der Riege präsentiert sich etwas ideenlos, vom Produzenten-Duo Instrumens und Sinch abgesehen, die mit dem einen oder anderen Geistesblitz immer mal wieder Hochpunkte markieren.

Verschiedene Eindrücke

Die rappenden und singenden Gastarbeiter hinterlassen ebenso gemischte Eindrücke. Samy Deluxe beispielsweise ballert in „Hol Es Dir“ seinen Schützling mit Doubletimepassagen an die Wand; vom Anspruch, „Meilensteine (zu) setzen“ ist er mangels innovativen Inhalts dennoch weit entfernt. Mit Afrob, den Spezializtz und Separate vereint er genug Deutschrap-Schwergewichte für einen Klassiker, das pumpende Instrumental passt zum Titel „Jagdfieber“ wie die Faust aufs Auge. Zu Fall bringt den Track die mangelnde Harmonie der zu unterschiedlichen Rapstile. Wirklich schade.

Illo bleibt auf der Strecke

Ebenso, dass der Hamburger sich inhaltlich über weite Strecken auf das Anpornen des schönen Geschlechts beschränkt. Sicherlich, es gibt zahlreiche Ausnahmen, etwa das tiefgehende „Bruderliebe“, „Ich Brauche Deine Liebe Nicht“ oder „Nach All Den Jahren“, dessen Beat Sinch relativ offensichtlich von Azad´s „Mein Licht“ bitet. Aber allein der Bonustrack verdeutlicht das Konzept ganz gut: Schwülstiger Text, schwülstige R’n’B-Hook aus dem Kehlchen Emorys, clubtaugliches Popinstrumental, unterlegt mit einer vorhersehbaren Basslinie. Und leider bildet „Oh Mein Gott“ da keine Ausnahme. LL Cool Illo? „Alles Wird Gucci“? Wer braucht so was?

Business ist hart!

Es ist hart, das heutige Rapgeschäft, und die Vermittlung von Images scheint inzwischen selbst für jene, die über brillante Technik, atemberaubende Beats oder große Entertainerqualitäten verfügen, der bequemste Weg zum Kuchenstück zu sein. Illo führt auf „Wer Wenn Nicht Ich?“ keines dieses Attribute ins Feld. Und sein LadyLover-Image amüsiert mich eher, als dass es mich überzeugt. Dann doch lieber nochmal die fantastische Session mit Illo, Nico Suave und Dendemann aufs Ohr und hoffen, dass der Hamburger sich, wie es auf seiner Homepage heißt, „von Mal zu Mal steigert, wie die Staatsverschuldung“.


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